pax christi solidarisiert sich mit Papst Franziskus
18. Mrz 2024
Was der Papst in seinem Interview mit dem Schweizer Fernsehen einmal mehr deutlich macht ist, dass das Blutvergießen aufhören muss und Verhandlungen unabdingbar sind. Auf die Frage des Interviewers, was er von jenen halte, die von den Ukrainer:innen "den Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne" fordern, sagt er: "Ich denke, dass der stärker ist, der die Situation sieht, der an die Menschen denkt, der den Mut zur weißen Fahne hat, den Mut zu verhandeln. Und heute kann man mit Hilfe der internationalen Mächte verhandeln. […] Schämen Sie sich nicht zu verhandeln. […] Verhandeln ist niemals Kapitulation." Damit korrigiert der Papst das vom Interviewer eingebrachte und irreführend gedeutete Bild von der weißen Fahne als einem Symbol der Kapitulation. Sein Verweis auf den Mut zur weißen Fahne basiert dabei auf einem der ältesten Grundsätze internationalen Rechts. So ist bereits in der Haager Landkriegsordnung von 1899, einer zentralen Säule des heutigen Kriegsvölkerrechts, die Bedeutung der weißen Flagge, die auch Parlamentärsflagge genannt wird, festgelegt (Art. 32): "Parlamentär ist, wer von einer der Kriegsparteien bevollmächtig ist, in Unterhandlungen mit der anderen Partei zu treten, und sich mit der weißen Fahne zeigt. Er ist unverletzlich."
pax christi erinnert daran, dass am 1. August 1917 Papst Benedikt XV. einen eindringlichen Friedensappell an die kriegführenden Nationen des Ersten Weltkriegs verfasste. Er schlug eine Regelung mithilfe des Völkerrechts vor. Doch seine Initiative wurde verspottet und von den Bischöfen, insbesondere in Deutschland und Frankreich, zurückgewiesen. Das Töten ging weiter. Erst am 11. November 1918 beendete ein Waffenstillstand den Krieg.
Papst Franziskus bewegt sich in dieser Linie und fordert Verhandlungsbereitschaft in einem mittlerweile über zwei Jahre andauernden Krieg, der offenkundig auch durch immer mehr Waffen nicht zu einem Ende gekommen ist, sondern weiter massiv Menschenleben fordert, sowohl unter den Soldat:innen wie in der Zivilbevölkerung.
In diesem Zusammenhang gilt es sich zu vergegenwärtigen, dass der Vatikan auf eine lange Tradition und Erfahrung in der Vermittlungs- und Mediationstätigkeit in internationalen Konflikten zurückblickt. Die Initiative des Papstes gilt der Diplomatie, dem Verhandlungsweg, für ein Ende des Tötens, der Grausamkeiten, für das Recht von Kindern auf ein gelingendes Leben – eben für Frieden. Seine Forderungen mit Blick auf den Verhandlungsweg richten sich von Beginn seiner Vermittlungsbemühungen an auch an die russische Seite. So hat er sich bereits im März 2022 in einem Videogespräch an Patriarch Kyrill gewandt (Corriere della Serra/Vatican News): "Wir sind Hirten desselben heiligen Volkes, das an Gott, an die Heilige Dreifaltigkeit und an die Heilige Mutter Gottes glaubt: Deshalb müssen wir uns zusammenschließen, um dem Frieden zu helfen, um den Leidenden zu helfen, um Wege des Friedens zu suchen, um das Feuer zu stoppen. […] Diejenigen, die die Rechnung für den Krieg bezahlen, sind die Menschen, es sind die russischen Soldaten und es sind die Menschen, die bombardiert werden und sterben. […] Bruder, wir sind keine Staatskleriker und dürfen nicht die Sprache der Politik, sondern müssen die Sprache Jesu sprechen."
Wie ein Verhandlungsweg konkret aussehen kann, haben u.a. Professor Dr. Peter Brandt, Professor Dr. Hajo Funke, General a.D. Harald Kujat und Professor Dr. h.c. Horst Teltschik in einem ausführlichen Beitrag in der Berliner Zeitung vom 9.09.2023 dargelegt.
Was bleibt unter dem Strich? Papst Franziskus mahnt erneut Verhandlungen als Ausweg aus dem Blutvergießen an. Im Bewusstsein, dass es keinen Königsweg zum Frieden gibt, verdient sein Vorstoß, vom Frieden her zu denken und selbst in schwierigsten Situationen stets nach Alternativen zur Gewalt zu suchen, unsere größtmögliche Unterstützung.
Hier finden Sie die Pressemitteilung "pax christi solidarisiert sich mit Papst Franziskus" zum Download.
Und hier finden Sie die gesamte Erklärung "Finden wir uns nicht mit dem Krieg ab – Papst Franziskus mahnt Verhandlungen an" von pax christi Freiburg und Rottenburg-Stuttgart.